Melvin Jones
Melvin Jones wurde am 13. Januar 1879 in Fort Thomas, Arizona, als Sohn eines Captain der United States Army geboren, der eine Pfadfindergruppe leitete. Später wurde sein Vater versetzt, und die Familie zog in Richtung Osten. Als junger Mann wohnte Melvin Jones in Chicago, Illinois, arbeitete für ein Versicherungsunternehmen und gründete 1913 seine eigene Agentur.
Bald darauf schloss er sich dem Business Circle an, einem Lunchclub für Geschäftsleute, und wurde bald als Sekretär gewählt. Diese Gruppe war eine von vielen zu dieser Zeit, die ganz auf die finanziellen Interessen ihrer Mitglieder ausgerichtet waren. Aufgrund ihres begrenzten Wirkungsfeldes waren diese Gruppen nicht von langem Bestand. Melvin Jones, der 38-jährige Geschäftsmann aus Chicago, hatte andere Pläne.
„Was wäre“, fragte er, „wenn diese Männer, die aufgrund ihres Ehrgeizes, ihrer Intelligenz und ihrer Ambitionen so erfolgreich sind, ihr Talent zum Wohle ihrer Gemeinden einsetzen würden?“ Auf diese Einladung hin trafen sich Delegierte verschiedener Herrenclubs in Chicago, um den Grundstein für eine solche Organisation zu legen, und am 7. Juni 1917 wurde Lions Clubs International ins Leben gerufen.
Melvin Jones verließ schließlich seine Versicherungsagentur und widmete sich ganz den Lions im internationalen Hauptsitz in Chicago. Unter seiner dynamischen Führung erarbeiteten sich die Lions-Clubs das notwendige Ansehen, um gemeinnützig orientierte Mitglieder zu gewinnen.
Der Gründer von Lions Clubs International war auch außerhalb der Vereinigung als Führungspersönlichkeit anerkannt. Eine besonders große Ehre wurde ihm zuteil, als er 1945 Lions Clubs International als Berater bei der Organisation der Vereinten Nationen in San Francisco, Kalifornien, vertreten durfte.
Melvin Jones, der Mann, dessen Motto „Man kann erst viel erreichen, wenn man anfängt, etwas für andere zu tun“ ein Leitprinzip für gemeinnützig interessierte Menschen in der ganzen Welt wurde, starb am 1. Juni 1961 im Alter von 82 Jahren.
Im Gedenken an den Gründer unserer weltweiten Organisation können Lions, die sich um die Idee und die Ziele der Lions besonders verdient gemacht haben, als „Melvín Jones Fellow“ geehrt werden.
Helen Keller – Ein Kreuzzug gegen die Blindheit
Im Jahre 1971 erklärte der Vorstand von Lions Clubs International den 1. Juni zum „Helen Keller-Tag“. Lions rund um die Welt führen an diesem Tag Projekte für blinde und sehbehinderte Menschen durch.
Helen Keller – Ihr Leben
Helen Adams Keller wurde am 27. Juni 1880 in Tuscumbia, im US-Bundesstaat Alabama, geboren. Mit 18 Monaten wurde sie durch eine Krankheit blind, taub und stumm. Im Alter von sechs Jahren wurde Anne Mansfield Sullivan von der Perkins Blindenschule als Lehrerin für Helen eingestellt. Die 20-jährige Sullivan brachte Keller Zeichensprache und Braille bei. Die Geschichte der Lehrerin und ihrer Schülerin wurde in William Gibsons Theaterstück und im Film „Licht im Dunkel“ (The Miracle Worker) wiedererzählt. Mit 10 Jahren lernte Keller zu reden. Sarah Fuller von der Horace Mann School war ihre erste Sprachlehrerin. 1898 trat Helen der Cambridge School for Young Ladies bei. Im Herbst 1900 begann Keller ihre Ausbildung am Radcliffe College. Sie bestand 1904 ihren Universitätsabschluss mit cum laude. Während all dieser Jahre blieb Sullivan immer an der Seite ihrer Schülerin. Zum Verständnis von Lehrbüchern, Vorlesungen und Konversationen bildete sie Buchstaben in Helens Hand.
Helen Kellers persönlicher Kreuzzug
1915 trat Keller dem Vorstand des Permanent Relief War Fund, der später als American Braille Press bekannt wurde, bei.
1924 rief die junge Frau den Helen Keller Endowment Fund ins Leben. Im selben Jahr trat Keller der American Foundation for the Blind als Beraterin für nationale und internationale Beziehungen bei.
Am 30. Juni 1925 hielt Helen Keller anlässlich der Lions Clubs International Convention in Cedar Point, US-Bundesstaat Ohio, eine Rede. Sie forderte Lions dazu heraus, „Ritter der Blinden in diesem Kreuzzug gegen die Dunkelheit“ zu werden.
Liebe Lions und Damen,
ich nehme an, Sie haben die Legende gehört, die Gelegenheit als eine kapriziöse Dame bezeichnet, die an jede Tür nur einmal klopft, und wenn diese Tür nicht schnell geöffnet wird, geht sie vorüber und kommt niemals wieder. Und so sollte es auch sein. Schöne, begehrenswerte Damen warten nicht. Sie müssen hinausgehen und sie festhalten.
Ich bin Ihre Gelegenheit. Ich klopfe an Ihre Tür. Ich möchte adoptiert werden. Die Legende sagt nicht, was Sie tun sollen, wenn sich mehrere wunderbare Gelegenheiten an derselben Tür zeigen. Ich denke, da müssen Sie die ergreifen, die Ihnen am besten gefällt. Ich hoffe, dass Sie mich adoptieren werden. Ich bin hier die Jüngste, und was ich Ihnen zu bieten habe, ist voller ausgezeichneter Gelegenheiten zum Hilfsdienst.
Die American Foundation of the Blind ist erst vier Jahre alt. Sie ist aus den Bedürfnissen der Blinden entstanden und wurde von diesen selbst ins Leben gerufen. Sie hat nationale und internationale Reichweite und Bedeutung. Sie repräsentiert die bis heute besten und aufgeklärtesten Gedanken zu unserem Anliegen. Ihr Ziel ist, das Leben von Blinden überall wertvoller zu gestalten, indem sie ihren wirtschaftlichen Stand hebt und sie in den Genuss normaler Aktivitäten kommen lässt.
Versuchen Sie, sich vorzustellen, wie Sie sich fühlen würden, wenn Sie auf einmal heute blind würden. Sehen Sie sich selbst stolpern und tasten, ob es nun heller Mittag oder Nacht ist. Ihre Arbeit, Ihre Unabhängigkeit ist verschwunden. Wären Sie in dieser Dunkelheit nicht froh, wenn ein Freund Sie bei der Hand nähme und sagen würde, „Komm‘ mit mir, und ich zeige dir, wie du einige Dinge tun kannst, die du zu tun gewohnt warst, als du sehen konntest?“ Das ist die Art von Freund, die die American Foundation für alle Blinden in diesem Land sein wird, wenn sehende Menschen ihr die Unterstützung geben, die sie braucht.
Sie haben gehört wie durch ein kleines Wort, das von den Fingern eines anderen tropfte, ein Lichtstrahl von einer anderen Seele die Dunkelheit meines Verstands berührte und ich mich selber, die Welt und Gott fand. Weil meine Lehrerin etwas über mich lernte und durch das dunkle, schweigende Gefängnis brach, die mich gefangen hielt, bin ich in der Lage, selber für mich und andere zu arbeiten. Es ist die Sorge, die wir mehr als Geld wollen. Ein Geschenk ohne die Sympathie und das Interesse des Gebenden ist leer. Wenn Sie sich wirklich Sorgen machen, wenn wir bewirken können, dass die Menschen in diesem großartigen Land aufhorchen, werden die Blinden tatsächlich über die Blindheit triumphieren.
Die Gelegenheit, die ich Ihnen biete, liebe Lions, ist die folgende: die Arbeit der American Foundation of the Blind zu fördern und zu sponsern. Wollen Sie mir nicht dabei helfen, den Tag näher zu bringen, an dem es keine verhütbare Blindheit mehr gibt, keine taubstummen kleinen Kinder ohne Unterricht, keinen blinden Männer oder Frauen, denen nicht geholfen wird?
Ich bitte Sie, Lions, die Sie Ihre Sehkraft, Ihr Gehör besitzen; Sie, die stark sind und mutig und großherzig. Wollen Sie nicht zu Rittern der Blinden im Kampf gegen die Dunkelheit werden?
Ich danke Ihnen.
1946 wurde Helen Keller zur Beraterin für internationale Beziehungen für die American Foundation for Overseas Blind (eine Schwesterorganisation der American Foundation for the Blind). In dieser Funktion reiste sie in 35 Länder.
Über ihr Leben wurde ein Film gedreht. „Helen Keller in Her Story“ erhielt 1955 von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences den Oscar für den besten Dokumentarfilm. 1961 gab Keller in Washington DC ihren letzten öffentlichen Auftritt in größerem Rahmen. Für ihr Lebenswerk erhielt Sie den Lions Humanitarian Award.
Lions führen die Arbeit von Helen Keller fort
Helen Keller starb am 1. Juni 1968 im Alter von 87 Jahren. Ihre Aufforderung an alle Lions 43 Jahre zuvor inspirierte die internationale Organisation dazu, Programme im Kampf gegen die Blindheit und im Dienste der blinden und sehbehinderten Menschen als eine Hauptdienstinitiative anzunehmen.
1971 weihten die Lions von Alabama den Helen Keller Memorial Park ein. Er befindet sich auf dem Grundstück von Kellers Geburtsstätte „Ivy Green“. Seit der Einweihung des Parks haben Lions aus 37 Ländern Spenden geleistet.
Der Mittelpunkt der Gedenkstätte bildet eine Büste von Keller mit einer eingravierten Tafel, auf der steht: „I am your opportunity“.